Pallottinerpater Richard Henkes

Eine prophetische Gestalt – für die Kirche wie für die Gesellschaft


Vor drei Jahren wurde Pater Richard Henkes seliggesprochen


Anlässlich des Jahrestages der Seligsprechung unseres Mitbruders Pater Richard Henkes am 15. September 2019 im Limburger Dom, berichtet Pater Hubert Lenz, weshalb er sich persönlich von Pater Henkes angesprochen fühlt und weshalb er die Stiftung “Haltung heute” gegründet hat. Diese fordert mit einem Theaterstück und einer Ausstellung dazu auf, sich auch heute mit Haltung für andere einzusetzen.


Pater Lenz, vor drei Jahren wurde Ihr pallottinischer Mitbruder, der aus Ruppach im Westerwald stammende Pater Richard Henkes, als Märtyrer seliggesprochen. Sie selbst wurden kürzlich in Vallendar als Philosophieprofessor aus dem aktiven Dienst verabschiedet („emeritiert“), doch mit Ihrem Engagement für das Andenken an Pater Henkes haben Sie sich nicht zur Ruhe gesetzt – im Gegenteil. Warum dieser Einsatz? Meinen Sie, dass Henkes für uns mehr ist als eine beeindruckende Erinnerung – dass er uns auch heute etwas zu sagen hat?

Oja, sehr viel sogar – und deshalb setzt sich unser ganzes Team auch so ein. Für mich ist er eine prophetische Gestalt – für die Kirche wie für die Gesellschaft.

Können Sie das näher erläutern?

Gerne. Henkes war voller Leidenschaft. Er hatte oft Heimweh und rang als junger Mann auch mit seinen sexuellen Gefühlen. Da wundert es nicht, mit wieviel innerer Wucht und Kraft er sich für die Würde jedes Menschen, für Wahrheit und Völkerverständigung einsetzte. Bereits 1933 zeigte er klare Kante und benannte das Welt- und Menschenbild der Nazis unzweideutig als das, was es ist: als gott- und menschenverachtend.
Bevor er ins KZ Dachau kam, hatte er nicht nur gegen das Euthanasieprogramm Stellung bezogen, sondern in einem Grenzdorf des damaligen Ostens von Deutschland sich auch ganz praktisch bei Kindern wie unter den Erwachsenen für ein gutes Miteinander von Deutschen und Tschechen eingesetzt. Henkes hat Haltung gezeigt, und das imponiert einem ja nicht nur, darin liegt doch zugleich eine Botschaft an uns.

„HALTUNG heute“ ist auch der Titel, unter dem das Solo-Theaterstück „Abgerungen“ und die Ausstellung „Mehr Leben entdecken“ firmiert.

Genau. Zunächst war ich ja intern dafür, beides nach der Seligsprechung auslaufen zu lassen. Doch immer wieder war zu spüren, dass sich das im Theaterstück hervorragend dargestellte Ringen von Richard Henkes um die richtige Haltung wie ein roter Faden durch sein Leben zieht.
Henkes lebte, was er predigte, und ging deshalb freiwillig in die unter Quarantäne gestellte Typhusbaracke. Dort war er als Pfleger und Seelsorger unter seinen Mitgefangenen tätig bis er sich nach neun Wochen – trotz Impfung – selbst infizierte.

Eine prophetische Gestalt für Kirche und Gesellschaft, sagten Sie?

Ja, für mich ein ermutigender Zeuge, mit dem man sich gerade auch heute als Kirche sehen lassen kann. Es täte gut, wenn wir uns heute von seiner Leidenschaft für Gott und den Menschen inspirieren und anstecken ließen. Sein eindeutiges Engagement für den Menschen – ob gesund oder krank, ob einheimisch oder Fremder – ist ja etwas, was jeder Gesellschaft nottut. Das spüren auch andere. Sonst wäre wohl nicht vorgesehen, dass im kommenden Frühjahr beides im Mainzer Landtag aufgeführt bzw. ausgestellt wird und dass das bolivianische Partnerbistum von Trier ernsthaftes Interesse an der Ausstellung angemeldet hat.

Da haben Sie ja noch einiges vor sich …

In der Tat. Aber nicht ich alleine. Wir als Team haben für uns den Eindruck, richtiger: die Überzeugung gewonnen, dass wir uns da mit unseren Möglichkeiten für „Haltung heute“ einsetzen sollen. Gerade junge Menschen – sei es in Schulen oder wie kürzlich in der rheinlandpfälzischen Polizeihochschule – erleben wir immer wieder als deutlich ansprechbarer als man vielleicht zunächst denkt. Und wir sind sehr froh, dass wir aufgrund großzügiger Unterstützung durch meine pallottinische Gemeinschaft Theater und Ausstellung für junge Leute finanziell sehr günstig anbieten können. Und ich würde mich freuen, wenn Henkes mit seinem Ringen und seinem Engagement auch mehr in die Firmvorbereitung Einzug halten würde – als eine Gestalt, welche für junge Menschen nicht nur ein beeindruckendes Vorbild darstellt, sondern diese auch zur Auseinandersetzung einlädt.

Pater Lenz, was spricht Sie selbst denn besonders an Pater Henkes an?

Da könnte ich einiges nennen. Ich habe sogar den Eindruck, dass mich die Begegnung mit ihm in den letzten Jahren selbst verändert hat. Ich möchte mich da jetzt auf zwei Aspekte beschränken, die mir ganz neu wichtig wurden:
Da ist zum einen die Bereitschaft von Richard Henkes, schwierigen Situationen nicht auszuweichen. In seinem Leben liefen ja die Dinge oft anders als erwünscht und erhofft. Er hat sich dem gestellt und immer wieder neu darum gerungen, das, was sich nicht ändern lässt, nicht nur zu akzeptieren, sondern wirklich anzunehmen – und in den Gegebenheiten Gottes Ruf und Sendung zu vernehmen.
Und dann begegnen wir in ihm einer Person, die zugleich das Zeugnis für die Wahrheit Gottes als auch den ganz konkreten, hingebungsvollen Einsatz für den Menschen verkörpert. Das macht ihn ja so glaubwürdig – und ist eine bleibende Einladung und Herausforderung für Menschen, die sich heute fragen, wie der Glaube neue Lebendigkeit erhalten kann.

Nach seiner Seligsprechung wurden ja auch an verschiedenen Orten Reliquien zur Erinnerung an und Verehrung von Pater Henkes aufgestellt. Darf ich fragen, beten Sie selbst zu Pater Henkes?

Wenn ich von meinem PC aufschaue, blicke ich auf das mich bis heute sehr ansprechende Bild von Beate Heinen. Dieser Aufblick hat mir bereits öfter Ruhe und Kraft vermittelt. Und dann habe ich mich auch schon fürbittend an ihn gewandt. Und in zwei Anliegen, die mir sehr wichtig waren und sind, hat er mich nicht im Stich gelassen – im Gegenteil.

Auf dem Weg nach Polen legte die Gruppe einen Zwischenstopp in Olmütz ein. Das Dörfchen Strandorf (heute Strahovice) im Hultschiner Ländchen, in dem Pater Henkes Pfarrer war, gehörte ursprünglich zum Erzbistum Olmütz. Als das Gebiet 1742 an Preußen kam, entstand das Generalvikariat Branitz. Hier wirkte zu Zeiten von Pater Henkes Prälat Josef Nathan, der neun Pallottinerpatres in seinem Sprengel unterbrachte, um sie vor dem Zugriff des Staates zu schützen. Von Branitz aus gab es immer eine gute kirchliche Verbindung nach Olmütz über alle Landesgrenzen hinweg. Nach der Besichtigung der schönen Stadt ging die Fahrt weiter ins polnische Ratibor. Von hier aus wurden in den nächsten Tagen wichtige Ausflüge unternommen. Zunächst aber gab es eine Stadtbesichtigung. Man weiß heute nicht mehr, in welchem Gefängnis Pater Henkes nach seiner Verhaftung am 8. April 1943 einsaß. Die Stadtführerin zeigte der Gruppe eine Stele, die man nach der Seligsprechung als Erinnerung an Pater Henkes aufgestellt hat.


Der Pallottinerpater Hubert Lenz ist seit mehr als 30 Jahren Professor an der Vinzenz Pallotti University Vallendar und leitet zugleich die Initiative „Glaube hat Zukunft“, die zur Seligsprechung von Pater Henkes eine Reihe von Materialien, ein Solo-Theater sowie eine interaktive Ausstellung entwickelt hat. P. Lenz selbst hat vor zwei Jahren zur finanziellen Stärkung dieses Projektes die Stiftung „HALTUNG heute” gegründet. Mehr dazu: www.haltung-heute.de



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